foerderverein
Udo
Danuvius Guggenmosi
Der Sensationsfund aus Pforzen im Ostallgäu
Spendenaufruf
Danuvius und Buronius suchen ein neues Zuhause in einer Dauerausstellung
Puplikationen der Universität Tübingen
TV - SWR Science Talk 2023
Brief an UDO von Frau Kemper, Journalistin des Magazins ZEIT
virtuelle rundgänge
Klicken Sie sich virtuell durch die Universität Tübingen, die Ausstellungsräume der Ausstellung „Sensation Udo und die Evolution“ oder
"eine Sternstunde"
„Das ist eine Sternstunde der Paläoanthropologie und ein Paradigmenwechsel“
Prof. Dr. Madelaine Böhme
Steckbrief
Steckbrief Udo, alias Danuvius guggenmosi
- Udo ist ein männliches Individuum der ausgestorbenen Menschenaffenart Danuvius guggenmoosi
- der Fundort ist die Tongrube Hammerschmiede bei Pforzen
- das Alter der Fundschicht wurde durch geologische Methoden auf 11,62 Millionen Jahre vor heute bestimmt
- neben Udo wurden in der gleichen Schicht Überreste zweier weiblicher Individuen und eines Jungtieres der gleichen Art entdeckt
- Udo ist dabei mit 21 Fundstücken, das entspricht etwa 15% des Skelettes, am vollständigsten überliefert
- die Knochen von Udo und den anderen Individuen wurden zwischen 2015 und 2019 durch Grabungen der Universität Tübingen unter Leitung von Prof. Madelaine Böhme gefunden
- Udo besaß eine Körpergröße von etwa einem Meter und wog 31 kg. Die Weibchen dieser Art waren mit 17-19 kg deutlich leichter
- Udo war, wie alle Menschenaffen, ein Vegetarier
- er lebte wahrscheinlich in kleineren Gruppen mit mehreren Weibchen und Jungtieren gemeinsam
- Udo lebte im Auwald am Rande eines mittelgroßen Flußes, vergleichbar der heutigen Mindel oder der Günz
- neben Udo wurden in den Sedimenten Reste von bisher 144 weiteren Wirbeltierarten gefunden, darunter mehrere Arten von Elefanten, Nashörner, Säbelzahnkatzen, Hyänen, Pandabären, Antilopen, Hirschferkeln, Schildkröten, Riesensalamandern, Vögeln und vielem mehr
- den Spitznamen Udo bekam das Skelett, weil am 17. Mai 2016, dem 70sten Geburtstag des Künstlers Udo Lindenberg, die ersten wichtigen Funde gemacht wurden
- der Gattungsname Danuvius bezieht sich auf den keltischen und römischen Flussgott gleichen Namens (auf ihn geht auch der Name der Donau zurück). Der Artname guggenmosi ehrt den im Jahre 2018 verstorbenen Allgäuer Hobbyforscher Siegulf Guggenmos (Dösingen)
- weltweit berühmt wurde Udo, alias Danuvius guggenmosi, am 6. November 2019 durch seine Erstveröffentlichung im Fachblatt Nature
- aus vier Gründen erregte er großes internationales Aufsehen: 1) er ist der erste Menschenaffe der bereits aufrecht auf zwei Beinen gehen konnte, 2) trotz seiner Zweibeinigkeit (Bipedie) lebte er großteils in Bäumen, 3) sein geologisches Alter übertrifft die bisher ältesten bekannten zweibeinigen Menschenvorläufer um fast 6 Millionen Jahre, 4) Danuvius lebte in Europa und nicht in Afrika, wo man bisher die Evolution der Bipedie verortet hat
- Udo stellt daher die Wissenschaft vor neue große Rätsel
Fundort
Die Tongrube Hammerschmiede befindet sich in der Gemeinde Pforzen (ca. 2.300 Einwohner) im Landkreis Ostallgäu, wenige Kilometer nordwestlich von Kaufbeuren am westlichen Hang des Tales der Wertach. Der Fundort kann als wichtigste paläontologische Entdeckung Deutschlands in den letzten Jahrzehnten angesehen werden.
Die Region um Kaufbeuren war zu Udo’s Zeit sehr eben. Es gab einige Flüsse, die sich von Süden nach Norden zogen. Die Landschaft war sehr offen, es herrschten eher braune Töne. Die Tierfunde deuten darauf hin, dass es eine Aue um die Flüsse herum gegeben haben muss, sowie große Flächen die aus Gras und Kraut bestanden haben.
Die Hammerschmiede ist die erste Menschenaffen-Fundstelle Bayerns, die dritte aus Deutschland (zwei württembergische Fundstellen lieferten nur fragmentäre Zähne) und die bedeutendste aus West- und Mittel-Europa. Die Hammerschmiede zählt im weltweiten Vergleich zu den reichsten fossilen Wirbeltier-Fundstellen. Die hohe Artenzahl ist mit derzeit 115 Spezies von Fischen, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren belegt. Bisher konnten ca. 15.000 paläontologische Funde aus einer Abgrabungsfläche von ca. 1100 m² geborgen werden. So wurden in der Hammerschmiede u. a. die Überreste von Riesensalamandern, Schnappschildkröten, Nashörnern, Hirschferkeln, Moschustieren, Waldantilopen, Hundebären, Säbelzahnkatzen und Pandas gefunden. Einige dieser Arten sind neu für die Wissenschaft, von vielen liefert die Hammerschmiede das beste Material. Die Mehrzahl der Funde sind isolierte Knochen und Zähne. Komplette Kiefer kommen jedoch ebenso vor wie Teilskelette. Ein spektakulär gut erhaltener Schädel der 2019-Grabung trägt die Merkmale eines Kranichs. Im Gegensatz zu den meist historischen Fundstellen, kann in der Hammerschmiede mit modernen Methoden aktiv gegraben werden. Für die Zukunft werden noch weitere spektakuläre Menschenaffen-Fossilien erwartet.
Auch fossile Pflanzenreste liegen in Form von Hölzern, Blättern und Pollen vor. Es konnten 50 Pflanzenarten belegt werden, darunter 13 Farne, 13 Nadelgehölze und 20 Blütenpflanzen. Die Blütenpflanzen zeigen einerseits freie Wasserflächen an (Rohrkolben, Seerosen) und andererseits liefern sie Hinweise auf die Existenz von Auwäldern (Ulme, Erle, Flügelnuss, Hickory, Birke und die tropische Walnuss) und Hochwäldern (Buche, Eiche, Hainbuche, Amberbaum).
Die Hammerschmiede ist mit durchschnittlich 6 – 13 Funden pro Person und Tag eine sehr motivierende Fundstelle für Gräber.² Die Tongrube Hammerschmiede ist ein Schatz für die Paläontologie und Paläoanthropologie, welcher die Erforschung der Evolution der Hominiden (=Menschenaffen) und vieler anderer Wirbeltiere entscheidend voranbringen wird.
Entdeckt wurde der Fundort von Siegulf Guggenmos (1941-2018) aus Dösingen (Landkreis Ostallgäu). Der Hobbypaläontologe und Träger des Bayerischen Archäologiepreises 2004 war der Erste, der 1972 in der Tongrube grub. Leider verstarb er völlig unerwartet am 28.09.2018 und konnte den Sensationsfund bedauerlicherweise nicht mehr miterleben. Ihm gilt jedoch ein ganz besonderer Dank. Siegulf Guggenmos hat nachfolgende Experten auf Udo’s Spur gebracht. Ohne seine Pionierarbeit wäre Udo wohl nie entdeckt worden.
Die Gemeinde Pforzen bedankt sich außerdem bei der Eigentümerfirma „Martin Fleschhut GmbH & Co. KG“ und der Pächterfirma „Geiger GmbH & Co. KG“ für die Zusammenarbeit.
Quelle: Wikipedia
²Quelle: Bayerischer Archäologie, Ausgabe 1/2020 + Ausgabe 4/2020
³Quelle: Prof. Dr. Madelaine Böhme: Jahresbericht 2019, Senckenberg Institut
Quelle: Prof. Dr. Madelaine Böhme: „Hammerschmiede – Das Ostallgäu vor 11,5 Mio. Jahren – Einblicke in die frühe menschliche Evolution“
Quelle: Südwest Presse, Interview mit Prof. Dr. Madelaine Böhme vom 20.08.2020